Restaurierung eines Balkons aus den Anfangsjahren des 20. Jahrhunderts
Der Balkon befindet sich an der Westfassade eines Graubündner Bauernhauses von ca. 1910. Die Abdeckung des Handlaufs fehlte und diverse Bauteile waren durch Fäulnis stark angegriffen. Zu diesem Zustand hatte sicherlich beigetragen, dass die Brüstung grossflächig mit Blechen abgedeckt war. Diese vermutlich als Witterungsschutz gedachte Massnahme hat das Gegenteil bewirkt. Wasser konnte durch Nagel- und Schraublöcher eindringen, ist jedoch unter dem Blech schlecht abgetrocknet und hat dadurch zu einer dauerhaft hohen Holzfeuchte geführt. Diese Holzfeuchte begünstigte das Pilzwachstum, was langfristig das Holz zerstörte. Auch die schichtbildende, braune Acrylharzfarbe hatte einen ähnlichen Effekt.
Stark angegriffene, tragende Teile wurden mit Holzergänzungen instandgesetzt oder - wenn dies nicht möglich war - originalgetreu aus Lärchenholz nachgefertigt. Die acrylharzbasierte Beschichtung wurde in einem zweistufigen Prozess entfernt. Die Farbschichten wurden erst thermisch mit einem Speedheater entfernt. Im zweiten Schritt wurden die Farbreste umweltfreundlich mit einer Mischung aus Schmierseife und Sumpfkalk abgelaugt. Diese Prozess ermöglichte einen fast vollständigen Erhalt der bewitterten Oberfläche.
Für die Nachfertigung und die Dokumentation wurde ein digitales Aufmass des Balkons erstellt (siehe Abbildung).
Der Grossteil der Bauteile konnte vollständig übernommen oder instandgesetzt werden, so dass die historische Substanz und das originale Erscheinungsbild des Balkons bewahrt wurden. Diese Projekt wurde in Zusammenarbeit mit “Bonolini, scrinaria d’antiquitads” in Castrisch realisiert.





